Helsinki lieben

Beim Bücherfrauen-Barcamp 2018 in Bonn erzählte ich einer Stuttgarter Bücherfrau von unserer Helsinki-Reise und unserem Interesse am Tangotanzen – im Gegenzug bekam ich von ihr den Hinweis auf Nina Blazons Roman „Liebten wir“.

Ein verwirrender Titel: „Liebten wir“ – ist es eine Frage, eine Aufforderung, ein Puzzleteil zu Moiras und Ainos Vergangenheit oder Bruchstück aus einem Gedicht oder einem Tango?  Handelt der Roman doch von den ineinander verwobenen Geschichten aus Moiras und Ainos jeweiliger Vergangenheit und Gegenwart und dem Versuch zu verstehen, was früher passiert war und welche Konsequenzen frühere Geschehnisse nach sich zogen und immer noch nach sich ziehen. Die ersten Kapitel wirkten auf mich sehr düster, wenn man miterlebt, wie Moira zwanghaft versucht, Teil einer Familie zu werden, und man von ihren alten und neuen Verletzungen erfährt. Und dennoch wollte ich weiterlesen, mehr erfahren …

Muss man, um den Handlungen zu folgen, Helsinki und die Geschichte Finnlands kennen, speziell in den Jahren um 1940 bis 1945, Tango tanzen und Tangomusik lieben und L. Onerva, Tove Jansson und die Muminfiguren kennen? … Nein, dies alles ist nicht zwingend erforderlich, aber doch hilfreich für das Verstehen der Geschichten und überaus bereichernd, denn nach dem Lesen will man mehr erfahren über die vielen verschiedenen, im Roman beschriebenen Elemente.

Beim meinem ersten Lesen des Romans eilte ich  durch die Geschichte, verwechselte dabei Namen, Personen und Geschehnisse. Und dennoch hatte ich weitergelesen und wollte mehr erfahren. Beim zweiten Lesen, während der zweiten Reise nach Helsinki, lag meine Aufmerksamkeit nun verstärkt auf Aino, um deren Geschichte zu verfolgen und zu verstehen. Dabei habe ich die Plätze in Helsinki ganz neu und bewusst wahrgenommen: den Platz vor dem Dom mit dem Café Engel, den Marktplatz mit seinen Imbissbuden, die Brunnenfigur Havis Amanda an der Esplanade, die Straßen mit den großen Kaufhäusern, den Bahnhof und das Museum Ateneum, dazu das Stadtmuseum, für dessen Besuch man sich genügend Zeit nehmen sollte.

Nach wie vor: absolut spannend und fesselnd zu lesen entführt das Buch in eine mir bisher unbekannte Welt. 

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