„Ich selber kann und mag nicht ruhn …“

Nein, den grünen Daumen meiner Mutter habe ich nicht geerbt, und unser Garten bekommt nur wenig Pflege von mir. Und doch gedeihen hier ein paar Pflänzchen und Pflanzen, die uns viel bedeuten.

Am längsten ist bei uns die Pfingstrose. Jedes Jahr denke ich daran, wie wir die Pfingstrose zur Hochzeit geschenkt bekamen, damals, als wir noch in der Innenstadt, mit Balkon, gewohnt hatten. Zwei Umzüge hat sie schon miterlebt und gut überstanden. Jedes Jahr aufs Neue erleben wird das Wunder, wenn die Knospen aufplatzen und die Blütenblätterpracht hervorquillt.

Die Tamariske haben wir vor Jahren bei den Gartentagen an einem Stand gekauft, an dem es Pflanzen aus der Bibel zu sehen gab. Dort erfuhren wir – so unsere Erinnerung: Moses hatte eine Tamariske gepflanzt, als er ins Gelobte Land schaute (tatsächlich war es Abraham, der in Beerscheba einen Tamariskenbaum gepflanzt hatte, nachzulesen bei 1. Mose 21, 33).

Ja, eine Tamariske sollte im Garten am Sonnenfeld wachsen. Beim Umzug zwei, drei Jahre später war sie noch recht klein. Doch im neuen Garten gedieh sie, der neue Standort tat ihr gut. Damit war klar: Wenn die Tamariske sich hier wohlfühlt, ist das auch ein guter Platz für uns. Die Pflanze selbst ist eher unscheinbar, nur im Frühjahr blüht sie kurze Zeit mit unzähligen kleinen rosa Blüten und zeigt uns: Hier ist euer Zuhause.

Die Rose im Garten hatten wir vom Vormieter übernommen. Sie war lange recht kümmerlich anzusehen und musste auch unsanfte Tritte beim Bau eines neuen Terrassengeländers ertragen. Doch seit gut fünf Jahren breitet sie sich aus und trägt ihre Blüten, erst zart und zugeknospt, dann weit zur Sonne hin geöffnet.

Zum Geburtstag vor neun Jahren wurde mir zum JDD-Rap „Der Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ – nach Fontanes Gedicht – ein Zwergbirnbaum überreicht. Seit Jahren erfreut uns der Baum im Frühjahr mit seinen Blüten – nur Früchte hatte er bisher keine getragen. In diesem Jahr nun zeigen sich erstmals Früchte, die stark genug zu sein scheinen, bis zum Herbst durchzuhalten. Wir hoffen, dass wir davon im Herbst  essen können, wenn es heißt: „Und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet‘s wieder weit und breit …

Als Dank für viele Jahre Mitarbeit im Kindergottesdienst bekam ich vor einigen Jahren einen Weinstock geschenkt. Beim Überreichen der Pflanze war ich völlig überrascht: Nie hatte ich bisher daran gedacht, eine Traube zu pflanzen. Doch als ich den Weinstock in meinen Händen hielt, wusste ich, dass dies die richtige Pflanze war, die mich mit meiner Heimat verband. Lecker im Herbst die goldenen Trauben!

Vor Jahren brach der Mirabellenbaum im Garten entzwei: zu schwer war die Last der Früchte, zu stark die Regengüsse im August. Wir vermissten den Baum, noch lange ragte der alte Stamm aus dem Boden. In diesem Jahr endlich gruben wir ihn mühsamelig aus, und dann standen wir zu dritt in der Baumschule vor Apfel-, Birnen- und Quittenbäumchen – und sagten zueinander plötzlich: „Nashi? Nashi!“ So kauften wir einen Nashibaum, er ist schon gepflanzt, am Platz der Mirabelle.

Wir hoffen, dass die Nashi Früchte tragen wird, und setzen bei der Frage nach der Befruchtung auf die Mithilfe der Birnen und Bienen der Nachbarschaft. So zeigt uns dieses kleine Bäumchen, wie es auf die gute Gemeinschaft der Pflanzen, Tieren und Menschen in unserer Nachbarschaft angewiesen ist.

„Geh aus mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.“ (Paul Gerhardt, 1653)

Nachtrag zwei Wochen später, Anfang Juni:

 

 

2 Gedanken zu „„Ich selber kann und mag nicht ruhn …“

  1. Mirjam Beitragsautor

    Dank an den aufmerksamen Leser für den Hinweis auf „mühsamelig“. Das Wort ist so gut, es bleibt so.

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  2. Marie-Lu

    Wunderschön, auch die Bilder dazu. Da möchte ich mich gleich in den Garten unter die Bäume legen, in den blauen Himmel schauen und träumen.

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